Wenn Babys weinen

Weinen ist der Ausdruck eines Gefühls, genauso wie Lachen. Alle Babys weinen, manche mehr, andere weniger. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass die meisten Babys in der 6. Lebenswoche ihren Höhepunkt beim Weinen erreicht haben. Dieser nimmt dann bis zur 12. Lebenswoche auf durchschnittlich 1,5 Stunden am Tag wieder ab. In unserer Gesellschaft werden Babys zwar gern gesehen, aber nicht gern gehört – vor allem dann nicht, wenn sie weinen. Weinen ist für das Baby eine deutliche Möglichkeit, seine Bedürfnisse mitzuteilen, und seine "Sprache", um sein Unwohlsein auszudrücken.

Ein weinendes Baby

Für den Notfall

Wenn Ihr Baby viel weint, dann möchten wir Ihnen Mut zusprechen und bekräftigen: SIE SIND NICHT ALLEIN!

Sie und Ihr Kind sollten die beste Unterstützung, die es auf der Welt gibt, erfahren. Wenden Sie sich an Ihre/eine Hebamme oder Ihren Kinderarzt.

Adressen für Hilfe finden Sie auch im Internet unter:
http://www.kinderschutz-niedersachsen.de

Hier finden Sie einen Flyer mit Tipps und Hilfsmaßnahmen: Flyer herunterladen

Bisher gibt es wenig Forschungsergebnisse über das Weinen. Bei einer Untersuchung wurden Stresshormone in den Tränen von Erwachsenen nachgewiesen. Es wird also angenommen, dass durch Weinen Stress abgebaut wird.

Oft werden bei weinenden Babys Koliken als Ursache diagnostiziert. Ob es wirklich Koliken sind, die das Baby zum Weinen bringen, bleibt oft unklar. Eltern bekommen dann in Aussicht gestellt, dass es nach 12 Wochen besser wird. Bis dahin bleibt ihnen wenig zu tun, außer das Weinen mitzutragen. Wenn es jedoch wirklich Koliken sein sollten, dann kann die "Kolikmassage" Linderung bringen. Mutter und Vater können den Grund für das Weinen nicht immer aus der Welt schaffen, aber sie können es begleiten und so dem Baby Gehör schenken. Denkbar, warum Babys weinen, können folgende Gründe sein:

Zum einen weint ein Baby, weil es uns ein Bedürfnis mitteilen will. Es hat Hunger, die Windel ist voll, ihm ist zu warm oder zu kalt. All diese Bedürfnisse kann ein Baby nur über Quengeln und Weinen ausdrücken. In dieser Situation gilt es, das Bedürfnis zu erkennen und zu befriedigen.

Zum anderen kann das Baby Schmerzen haben und es muss ihm geholfen werden.

Denkbar ist auch, dass ein Baby weint, um Spannungen abzubauen – Spannungen, die von einem Erlebnis herrühren. Vielleicht hat das Baby eine "Geschichte zu erzählen": wie voll es beim Einkaufen war; die Passantin, die das Baby angefasst und so aus dem Schlaf geholt hat, weil sie es so süß fand; oder das Baby "erzählt" von einem Arztbesuch, bei dem es geimpft wurde. Vielleicht musste es nach der Geburt in die Kinderklinik und "erzählt", was es dort alles erlebt hat.

Manchmal weint ein Baby auch nach der Massage, obwohl doch eben noch alles in bester Ordnung war. Könnte es sein, dass es sich nach der Massage so geborgen fühlt, dass es alten Ballast loslässt und sich "ausweint"?

Manche Babys haben Schwierigkeiten, sich selbst zu regulieren, zum Beispiel, weil sie nur schwer in den Schlaf finden oder sie eine Umgebung, die wir als ganz "normal" wahrnehmen, als überstimulierend empfinden.

Weinende Babys können sehr belastend für alle Beteiligten sein und Eltern überfordern. Hier bieten Schreiambulanzen Hilfe an. Diese finden Sie unter www.gaimh.org im Menübereich "Für Eltern".

Welche Art des Weinens es ist, finden Eltern mit der Zeit heraus, auch wenn sie in Phasen immer wieder an sich und ihrer Einschätzung zweifeln. Der Kennenlernprozess braucht seine Zeit und Geduld. Die innere Stimme der Eltern ist eine gute Führung.

Es ist oft nicht leicht, ein Baby beim Weinen zu begleiten. Versuchen Sie es, soweit Sie können. Es steht Ihnen aber auch zu, sich eine Pause zu nehmen. Es gibt Situationen, wo man denkt, das Weinen nicht länger ertragen zu können. Vielleicht erinnern Sie sich dann daran, dass Sie auch die Möglichkeit haben, das Baby für eine Verschnaufpause an einen sicheren Ort, zum Beispiel in sein Bettchen, zu legen oder von jemand anderem betreuen zu lassen. Sie können Ihrem Baby dann sagen, dass Sie eine Pause brauchen. Erklären Sie kurz, dass Sie jetzt verschnaufen werden oder dass Person XY nun bei ihm bleibt und dass Sie wiederkommen. Manche Eltern gehen dann duschen, andere singen laut oder trinken eine Tasse Tee. Sie dürfen sich Unterstützung und Hilfe holen!

aus "Liebe hautnah erleben" von Ute Laves